Ein bisserl Führhundgeschichte

Historisch lässt sich die Verwendung von Blindenhunden zumindest als begleitendes Zamperl (es waren eher kleine Hunde) bis in die Antike zurückverfolgen - als erstes Zeugnis gilt ein Wandgemälde in Pompeji. Im Mittelalter und der Neuzeit dienen Stock und Hund offensichtlich als Kennzeichen des Blinden - inwieweit der Hund Führarbeit an der Leine verrichtete, lässt sich heute nur vermuten.

Auch aus dem Fernen Osten gibt es ein Zeugnis des 13. Jahrhunderts in Form eines Seidenteppichs, auf dem ein Mann mit den typischen Attributen des Blinden (Stock und Hund) abgebildet ist.

Möglicherweise existierte im Paris zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Blindenanstalt, in der Blinde ihre Hunde selbst zu richtigen Führhunden (nicht nur Blindenhunden!) ausbildeten, die erste Selbstabrichtung eines Führhundes durch den Blinden Josef Reisinger ist jedoch erst 1813 beschrieben worden. In dem gleichen Jahrzehnt entwarf der Direktor des Wiener k.k. Blindeninstituts KLEIN (1819) als erster Pläne für die Möglichkeiten einer geregelten Führhundeausbildung durch Sehende, wobei er Pudel und Schäferhunde (der "Deutsche Schäferhund" war noch nicht geboren) als besonders tauglich beschrieb. KLEIN schlug die Verwendung eines Stabes an Stelle einer Leine vor, um die Bewegungen des Hundes besser fühlen zu können.

Auch der Schweizer Birrer tat sich als Ausbilder seines eigenen Führhundes im Selbstversuch hervor und erzählt sein Leben als Handelsreisender recht humorvoll.

Durch die große Zahl der Kriegsblinden im ersten Weltkrieg wurde die Idee der routinemässigen Ausbildung der Blindenführhunde wieder aufgegriffen und so lief mit österreichischer Denkhilfe im Oktober 1916 der erste Führhund "Made in Germany" in Oldenburg vom Band.

Nach deutschem Vorbild begann die Amerikanerin HARRISON-EUSTIS zunächst in der Schweiz mit der Ausbildung von Blindenführhunden. Sie trug mit Hilfe von Morris FRANK und dessen Führhund Buddy diese Idee um die Welt, in der Folge wurden Führhundeschulen in Großbritannien und den USA gegründet.

Zwischenzeitlich musste die Oldenburger Führhundeschule schließen, da ihr durch ein Spendensammelverbot die finanzielle Grundlage entzogen wurde,

Professor VON UEXKUELL und Dr. SARRIS besichtigten entsetzt die mittlerweile ziemlich rohen Ausbildungsmethoden der Führhundeschule in Potsdam. Als Folge hiervon entwickelten Sie den "künstlichen Menschen" bzw. Führwagen, der erstmalig eine umweltorientierte Ausbildung der Hunde ermöglichte.

Der zweite Weltkrieg, genaauer gesagt dessen gesundheitsabträglichen Folgen bescherten der Führhundeausbildung einen neuen Boom unter dem Uexküll-Schüler Dr. BRUELL, der in den folgenden Jahrzehnten mangels Kostenträger wieder sanft verebbte.

Sibylle Rehmann

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